Traditionell beteiligen sich Studierende von Kunsthochschulen und Universitäten gemeinsam mit etablierten Künstlern an den kreativen Projekten des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur. Zur Online-Ausstellung „Weihnachtskarten von Künstlern“ sendete dieses Jahr ihre Arbeit Valeria Lebedewa. Die Studentin der Ural-Staatlichen pädagogischen Universität zeigt bereits vielversprechendes Talent. Sie verbindet gekonnt Malerei mit angewandter Kunst, experimentiert mit Fotografie und träumt von einer eigenen Modekollektion.

Valeria lernte an der Schule für Architektur und Kunst in Jekaterinburg, derzeit studiert sie Technologien in der Mode- und Schönheitsindustrie. Es traf sich so, dass ihr Mentor an der Universität Dmitri Krell ist, Mitglied des Künstlerverbandes Russlands, Leiter der künstlerischen Richtung der Künstlervereinigung der Russlanddeutschen.

„Schon als Kind interessierte ich mich für Deutschland und seine Geschichte“, erzählt Valeria. „Ich war fasziniert von der Schönheit des Landes, von der mir meine Großmutter erzählte, wenn sie uns in Russland besuchte und Souvenirs und Süßigkeiten mitbrachte. Jetzt lerne ich mit Freude Deutsch und setze die Geschichte und die Fotos der Familie Haag zusammen. Von meinem Mentor, Dmitri Krell, erfuhr ich von Organisationen, die sich mit dem Erhalt der Kultur der Russlanddeutschen beschäftigen. So begann ich mich gerne an Projekten zu engagieren.“

Weihnachtskarte von Valeria Lebedewa, 2023

Weihnachtskarte von Valeria Lebedewa, 2023

Im Jahr 2023 entwarf Valeria eine Weihnachtskarte für die Webseite der Künstlervereinigung der Russlanddeutschen und wirkte außerdem an der Entwicklung des Kartenspiels „Phantasienland“ mit, einer Alternative zum beliebten Spiel „Imaginaruim“.

„Ich liebe es, an verschiedenen kreativen Projekten teilzunehmen. Ich erinnere mich gern an die Arbeit an Illustrationen, den Austausch mit anderen Teilnehmenden des Projekts des Jugendrings der Russlanddeutschen und die meditativen Zeichenabende. Das Spiel ‚Phantasienland‘ enthält sechs Karten mit meinen Illustrationen. Als ich dieses Jahr von dem neuen Projekt – der Online-Ausstellung von Weihnachtskarten – erfuhr, wusste ich sofort, dass ich unbedingt dabei sein musste“, erzählt Valeria.

Karten, gezeichnet von Valeria für das Kartenspiel „Phantasienland“

Karten, gezeichnet von Valeria für das Kartenspiel „Phantasienland“

Eines der Bilder auf den Spielkarten wurde auch von der Fachwelt – den Jurymitgliedern des 17. Internationalen Multi-Educational Project „Design / Form“ – hoch gelobt. Valerias Werk „Geheimnisvoller Kavalier in Maske“ belegte den ersten Platz in der Kategorie „Zeichnung des Autors“. Für ihre Illustration ließ Valeria Lebedewa sich vom Maskenball im Schloss Versailles und dessen Geschichte inspirieren. Die Figur auf dem Gemälde stellt einen unbekannten Kavalier dar, der, eine Samtmaske tragend, auf einem höfischen Maskenball mit der Frau des Dauphins tanzt – eine Ehre, die den edelsten Männern des Königreichs zuteilwurde. Lange wurde rätselt, welcher Adlige diese Ehre erhalten haben könnte, doch letztendlich stellte sich heraus, dass es der Hofkoch war. „Die Idee hinter meiner Arbeit war, dass jeder werden kann, wer er will“, sagt Valeria. „Das sehen wir am Beispiel des ‚Geheimnisvollen Kavalier in Maske‘.“ Valerias Werk „Mädchen mit der Weide“, das nach der Lektüre von Boris Pasternaks Gedicht „Erde“ entstand, belegte im selben Wettbewerb ebenfalls den zweiten Platz.

Gemälde „Geheimnisvoller Kavalier in Maske“ und „Mädchen mit der Weide“

Gemälde „Geheimnisvoller Kavalier in Maske“ und „Mädchen mit der Weide“

„Leider gibt es nur sehr wenige junge Künstler mit deutschen Wurzeln und einer entsprechenden Ausbildung“, sagt Dmitri Krell. „Vielleicht gibt es sie auch, aber wir kennen nur wenige. Für mich als Leiter der künstlerischen Richtung der Künstlervereinigung der Russlanddeutschen ist es wichtig, junge Menschen mit einer professionellen Ausbildung in die gesellschaftliche Bewegung der Russlanddeutschen zu gewinnen und sie zur Teilnahme an kreativen Projekten zu motivieren. Ich freue mich, dass Valeria sich gemeldet und bereits an mehreren Wettbewerben teilgenommen hat. Sie ist eine kompetente und verantwortungsbewusste Studentin. Sie macht gute Fortschritte – das sieht man ihren Arbeiten an.“

Entwurf einer Stola für den Kurs „Textildesign“. Märchen „Der Wolf und die sieben Geißlein“

Entwurf einer Stola für den Kurs „Textildesign“. Märchen „Der Wolf und die sieben Geißlein“

Valeria arbeitet in verschiedenen Stilen: Malerei, Komposition, Grafik und anderen ungewöhnlichen Zeichentechniken: „Ich freue mich, dass ich das Zeichnen mit den praktischen Fähigkeiten verbinden kann, die ich an der Universität erwerbe. Dieses Jahr habe ich auch mit dem professionellen Fotografieren angefangen – zuerst als Assistentin bei Shootings, wo ich für die Beleuchtung zuständig war, und dann habe ich selbst angefangen zu fotografieren. Ich fotografiere regelmäßig bei Foren, Konferenzen und Ausstellungen.“ Eines der letzten Projekte, wo Valeria als Photographin arbeitete, war die 10. Internationale Fachmesse für moderne Technologien, Ausrüstung und Spezialmaschinen für den Abbau, die Verarbeitung und den Transport von Mineralien, „Rudnik 2025“. Dies ist die dritte Bergbaumesse in Russland und das größte Projekt im Ural.

Fotografien von Valeria, entstanden im Rahmen der Ausstellung „Rudnik 2025“

Fotografien von Valeria, entstanden im Rahmen der Ausstellung „Rudnik 2025“

„Ich bin im vierten Studienjahr und arbeite an meiner Abschlussarbeit“, sagt Valeria. „Ich habe mich entschieden, nicht für einen Kunden zu arbeiten, sondern einen anspruchsvolleren Weg einzuschlagen – nach meinen eigenen Entwürfen zu nähen. Ich plane, die für meine Abschlussarbeit entworfene Kollektion zu nutzen, um eine eigene Marke aufzubauen und mein eigenes Unternehmen zu gründen.“ Valeria möchte sich außerdem weiterhin weiterbilden und wird in der Zukunft definitiv ein Masterstudium beginnen und abschließen.

Kleiderkollektion, entworfen von Valeria und ihren Mitstudenten

Kleiderkollektion, entworfen von Valeria und ihren Mitstudenten