Die Werke von Elena Kurnossowa, Mitglied des Nationalen Verbandes der Pastellkünstler und des Verbandes der Künstler Russlands, die in der Trockenpastelltechnik entstehen, bestechen durch ihre Leuchtkraft und Wärme. Die Künstlerin porträtiert Menschen und vermittelt deren Emotionen und Erlebnisse, aber auch Natur und Tiere und schafft so beeindruckende Motive. Elena inspiriert nicht nur durch ihre Gemälde, sondern teilt ihr Wissen und Können auch mit ihren Schülern – in ihrem Atelier KurnosovaArt und durch lehrreiche Video-Tutorials.
- Elena, erzählen Sie uns bitte etwas über Ihre Bilder – warum arbeiten Sie eben in der Trockenpastelltechnik?
Die Trockenpastellkreiden kamen eher zufällig in mein Leben, was dieses Material für mich zu etwas ganz Besonderem machte. Bevor ich von Kasan nach Zainsk zog, arbeitete ich ausschließlich mit Aquarellfarben, die ich bevorzugte und immer in spezialisierten Künstlerbedarfsläden in der Hauptstadt Tatarstans kaufte. In Zainsk stand ich jedoch vor einer großen Herausforderung: Ich konnte kein hochwertiges Aquarellpapier finden, und noch wichtiger, es gab keine Künstlerbedarfsläden, nur normale Schreibwarengeschäfte.
In einem dieser Läden entdeckte ich Pastellkreiden und Pastellpapier. Nachdem ich dieses neue Material ausprobiert hatte, wusste ich sofort, dass ich damit weiterarbeiten möchte. Pastellkreiden eröffneten mir neue Möglichkeiten, neue Emotionen und eine erstaunliche Tiefe, die Teil meines künstlerischen Werdegangs wurde.
Diese unerwartete Wendung wurde zu einer Inspiration und einem neuen Kapitel in meinem Werk und bewies, dass die wertvollsten Entdeckungen manchmal dann gemacht werden, wenn man sich Neuem öffnet.
- Was inspiriert Sie? Wie entstehen Ihre Ideen, und welche Gemälde verkaufen sich am besten?
Inspiration ist eine erstaunliche Kraft, die von überall herkommen kann. Es kann ein Buch sein, das Ihnen völlig neue Welten und Bedeutungen eröffnet; ein Satz, der Sie unerwartet berührt und Ihre Kreativität entfacht; ein Lebensratschlag, der Ihre Sicht auf alltägliche Dinge verändert; oder einfach eine strahlende, aufrichtige, verträumte Gestalt.
Selbst ein scheinbar banaler, einprägsamer Ausdruck kann einen Funken entzünden, einer Idee neuen Schwung verleihen und sich in ein Gemälde voller Emotionen und Bedeutung verwandeln. Inspiration ist ein stetiger Strom, der uns daran erinnert, wie viele wunderbare Dinge rund um uns gibt. Wir müssen nur unsere Augen und Herzen öffnen, um sie zu sehen und zu fühlen. Diese Magie bringt Kreativität hervor und erfüllt sie mit Leben und Sinn.
Eines meiner Lieblingsgemälde heißt „Die Weisheit der Zeit“. Es zeigt einen Uhu, der von drei Uhren umgeben sitzt. Jede Uhr repräsentiert eine andere Zeit – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Der Uhu symbolisiert Weisheit und Wissen. Die Uhren im Gemälde erinnern uns an den endlosen Fluss der Zeit, an ihren ständigen Wandel. Sie erinnern uns auch daran, dass Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft untrennbar miteinander verbunden sind und unser Leben prägen. „Die Weisheit der Zeit“ ermutigt uns, unsere Vergangenheit anzunehmen, aus ihr zu lernen, die Gegenwart zu schätzen und darauf zu vertrauen, dass die Zukunft uns neue Möglichkeiten und Perspektiven eröffnen wird.
Beim Kauf entscheiden sich die Menschen gerne für Natur- und Blumenstillleben – sie sind das ideale Geschenk, denn Blumen und natürliche Schönheit wecken stets warme Gefühle und können das Zuhause mit Licht und Harmonie erfüllen. Für den persönlichen Gebrauch wählen viele Gemälde von Krafttieren. Solche Werke scheinen eine besondere Energie und Kraft auszustrahlen und werden zu persönlichen Symbolen. Sie inspirieren, erinnern uns an unsere innere Weisheit und unsere Verbindung zur Natur. Sie geben uns Halt in schwierigen Zeiten. Jeder wählt, was ihn persönlich berührt: Manche finden Freude an der Schönheit der Natur, andere schätzen die Kraft und Symbolik des Tierreichs für persönliches Wachstum und innere Harmonie.
- Könnten Sie etwas über Ihre Wurzeln erzählen? Pflegen Sie deutsche Traditionen in Ihrer Familie?
Meine Wurzeln sind eine Geschichte, die mir meine Mutter überliefert hat. Leider leben mein Großvater und meine Tanten nicht mehr, aber entfernte Verwandte leben noch in Prokopjewsk. Ich erfuhr den Mädchennamen meiner Mutter, Wachner, erst als Erwachsene, und das war eine echte Offenbarung für mich.
Es weckte in mir den Wunsch, mehr über die Geschichte meiner Vorfahren zu erfahren, zu verstehen, wer wir sind und woher wir kommen. Deshalb bin ich dem Jugendring der Russlanddeutschen beigetreten – um mich mit der Geschichte der Deutschen in Russland zu verbinden, die Erinnerung und die Verbindung zu denen zu bewahren, die vor mir da waren.
Für mich sind das nicht nur Namen und Daten – sie sind ein lebendiges Erbe, eine Quelle der Kraft und Inspiration, die mir hilft, meine Wurzeln sorgsam zu bewahren und meinen Respekt vor ihnen weiterzugeben.
Ich habe drei Kinder, und natürlich pflegen wir deutsche Familientraditionen, die unser Zuhause mit Wärme und Liebe erfüllen. In der Vorweihnachtszeit stellen wir nicht einfach nur einen Weihnachtsbaum auf und schmücken das Haus – es ist eine Zeit besonderer Vorfreude und Freude. Am 1. Dezember hängen wir einen Familien-Adventskalender auf, den ich selbst genäht habe. Es ist ein gemütliches Häuschen mit 24 Taschen, die jeweils mit kleinen Leckereien gefüllt sind – so zählen wir die Tage bis zum lang ersehnten Weihnachtsmorgen. Jede Woche zünden wir eine der vier Kerzen an, die die einzelnen Phasen des nahenden Festes symbolisieren und unseren Glauben und unsere Hoffnung stärken. Und zu Weihnachten backe ich mit viel Liebe einen traditionellen deutschen Stollen – aromatisch, süß und geschichtsträchtig, wird dieser Kuchen zu einem wahren Symbol des Festes in unserem Zuhause.
Für mich sind diese Traditionen nicht nur Bräuche, sondern eine Möglichkeit, Kindern ein Gefühl von Familie, Wärme und Feierlichkeit zu vermitteln, das sie ihr Leben lang in ihren Herzen bewahren werden.
- Sie erwähnten den Jugendring der Russlanddeutschen – wie hat sich Ihre Beziehung zu gesellschaftlicher Bewegung der Russlanddeutschen entwickelt?
Meine erste Einzelausstellung fand in der Evangelisch-Lutherischen St.-Katharinen-Kirche in Kasan statt – einem Ort mit besonderer Atmosphäre und Geschichte. Die Mitglieder des Jugendrings haben mich bei der Organisation und Durchführung der Vernissage großartig unterstützt. Ihre Hilfe war eine große Erleichterung und ermöglichte mir diesen wichtigen Schritt in meinem künstlerischen Leben.
Und natürlich habe ich mit Begeisterung an allerlei kreativen Projekten teilgenommen, die mir neue Horizonte eröffneten und mir halfen, tiefer in das kulturelle Erbe der Russlanddeutschen einzutauchen.
- Vor einem Jahr eröffneten Sie ein Kreativstudio in Zainsk „KurnosovaArt“. Welche Bedeutung hatte es für Sie? Können Sie schon von ersten Erfolgen berichten?
Für mich war es ein entscheidender Schritt. Mein Studio ist ein Raum voller Licht, Farbe und Inspiration. Es ist mehr als nur ein Ort zum Üben – es ist eine kleine Welt, in der Träume wahr werden, Talente entdeckt werden und die Freude an der Kreativität geboren wird.
Mein Studio wird von Kindern und Erwachsenen gleichermaßen besucht. Junge Künstler kommen zweimal wöchentlich – es ist ihr besonderes kreatives Ritual, eine kleine Reise in eine Welt der Fantasie und des Selbstausdrucks. Erwachsene kommen am Wochenende zum Gestalten – für viele ist dies eine Zeit, um abzuschalten, ihren Gedanken freien Lauf zu lassen und ihr kreatives Potenzial zu entfalten.
Für Erwachsene biete ich zwei Gruppen an: eine Anfängergruppe für alle, die ihre ersten kreativen Schritte wagen, und eine Fortgeschrittenengruppe für diejenigen, die bereits tief in den kreativen Prozess eingetaucht sind und sich weiterentwickeln, ihren Horizont erweitern und ihre Fähigkeiten verfeinern möchten.
Ein Höhepunkt dieses Jahres liegt mir besonders am Herzen: Im Winter organisierten wir mit der Fortgeschrittenengruppe eine Ausstellung ihrer Arbeiten in der städtischen Zentralbibliothek. Es war unsere erste große Erfahrung. Ich erinnere mich noch genau an diese Gefühle – die Begeisterung, den Stolz, die Ehrfurcht… wenn man seine Arbeiten nicht nur als Übungen, sondern als wahre Kunstwerke betrachtet, die von anderen gesehen und geschätzt werden. Dieser Tag war eine Bestätigung: Jeder von uns kann kreativ sein und andere inspirieren.

Elena mit der Fortgeschrittenengruppe bei der Ausstellung ihrer Werke in der Zentralbibliothek von Zainsk
Für mich war das vergangene Jahr eine Reise voller Entdeckungen, Freude und persönlichem Wachstum. Ich bin überzeugt, dass Kreativität eine Kraft ist, die uns hilft, uns selbst zu finden, Schwierigkeiten zu überwinden und anderen Freunde zu schenken.
- Wo kann man Ihre Arbeiten sehen? Veranstalten Sie Einzelausstellungen?
Für jeden Künstler ist die Teilnahme an einer Ausstellung mehr als nur eine Formalität. Sie schafft eine besondere Atmosphäre, erfüllt von Emotionen, Begeisterung und Stolz auf das eigene Werk. Es ist ein Moment, in dem Gefühle, Gedanken und Inspiration die Grenzen des Studios überschreiten und das Publikum berühren.
Diese Zeit ist mir besonders wertvoll, da ihr eine lange Phase der Stille vorausging. Eine Zeit, in der meine kleinen Kinder meine volle Aufmerksamkeit forderten und ich mich nicht vollständig dem kreativen Prozess und dem Umfeld widmen konnte, das mich so sehr inspiriert und unterstützt. Doch nun ist der Moment gekommen, in dem ich meine Pastellbilder wieder präsentieren kann.
In den letzten Jahren hatte ich mehrere Einzelausstellungen in meiner Heimatstadt – im Heimatmuseum und in der Zentralbibliothek. Diese Ausstellungen boten mir nicht nur die Gelegenheit, meine Arbeiten zu präsentieren, sondern auch, interessante Menschen kennenzulernen und Gleichgesinnte zu finden.
Neben meinen Einzelprojekten habe ich auch an Gemeinschaftsausstellungen mit anderen talentierten Künstlern teilgenommen. Diese Erfahrung gibt mir unglaublich viel Energie, erweitert meinen Horizont und lässt mich kreativ wachsen. Jede Ausstellung ist ein neuer Schritt, ein kleiner Erfolg und eine unschätzbare Erfahrung.

Ständer für die Ausstellung „Dialog mit der Natur“ mit Gemälden von Elena Kurnossowa und Natalia Petrowa
Neben der Teilnahme an Ausstellungen, die für jeden Künstler ein großes Ereignis ist, bedeutet mir der Gewinn eines Wettbewerbs besonders viel. Dieser wurde vom Hersteller meiner Lieblingsmarke für Pastellkreiden „KOH-I-NOOR“ in den Jahren 2023-2024 organisiert. Für mich war dies nicht nur Anerkennung, sondern die Bestätigung, dass meine Arbeit von Fachleuten geschätzt und anerkannt wird.
Das Siegerbild wurde in den offiziellen Kalender aufgenommen – eine große Ehre und ein unglaublicher Stolz. Meine Arbeit in diesem Format zu präsentieren, bedeutet für mich nicht nur, mich selbst auf ein höheres Niveau zu heben, sondern auch andere zu inspirieren und meine Leidenschaft und mein Können mit Tausenden von Menschen zu teilen.
Dieser Moment war für mich ein starker Ansporn, voranzukommen, mich weiterzuentwickeln und keine Angst davor zu haben, große Träume zu haben. Der Gewinn des Wettbewerbs ist mehr als nur eine Trophäe; er ist ein lebendiges Fundament der Unterstützung, ein Symbol des Glaubens an mich selbst und an die Kraft der Kunst, die uns alle verbindet.

Titelbild und einige Seiten des KOH-I-NOOR-Kalenders (Elenas Werk „Flauschiges Glück“ befindet sich in der oberen rechten Ecke)
Mehr über Biografie und Werk von Elena Kurnossowa erfahren Sie auf ihrer Webseite. Probieren Sie es doch selbst einmal aus in der Pastellmalereitechnik zu malen und schauen Sie sich Elenas Video-Tutorials an!







