Ekaterina Schmidt aus Podsosnowo töpfert seit etwa drei Jahren. Der Renteneintritt inspirierte sie zu einem Handwerk, das ihr früher immer magisch und unerreichbar schien. Heute kreiert Ekaterina nicht nur einzigartige Tonobjekte, sondern gibt ihr Wissen auch an junge Menschen weiter – kürzlich leitete sie im Rahmen des Kunstfestivals der Russlanddeutschen „Gemeinsam schaffen wir mehr“ einen Töpferworkshop. Lesen Sie unseren Artikel und erfahren Sie, wie die Rentnerin auf eine Fahrradtour ging, um das Töpfern zu lernen, wie ihre kleine Werkstatt funktioniert und wie sie den Ton selbst vorbereitet.

„Ich habe schon immer Produkte aus Glas und Keramik geliebt. In den geschickten Händen von Glasbläsern und Töpfern entstehen wahre Kunstwerke. Es ist wie Magie“, sagt Ekaterina Schmidt. „Glasherstellung war in unserem Dorf unmöglich – die Technik ist zu komplex. Deshalb beschloss ich, Töpfern zu lernen.“

Ekaterina entschied sich, bei Witali Gitschew, einem Volksmeister der Region Altai, in die Lehre zu gehen. Sie machte sich mit dem Fahrrad auf den Weg nach Belokuricha und legte in zehn Tagen über 600 Kilometer zurück. „Ich konnte den berühmten Töpfer treffen, aber leider keinen Unterricht bei ihm nehmen, da er sich gerade auf dem Weg nach der Türkei machte, um dort an einer Veranstaltung teilzunehmen. Er empfahl mir seinen Schüler Ilia Kalaschnikow. Auf dem Rückweg machte ich also drei Tage Halt in Barnaul und lernte in Ilias Werkstatt die Feinheiten der Töpferei.“

Tonprodukte von Ekaterina Schmidt

Tonprodukte von Ekaterina Schmidt

Nachdem sie sich eine Töpferscheibe angeschafft hatte, begann Ekaterina, sich ein neues Handwerk anzueignen. Sie lernte sogar, Ton selbst zu verarbeiten und vorzubereiten. Da sie sich als Rentnerin keinen fertigen Ton leisten konnte, musste sie die Herstellung des Tons mithilfe von Online-Videos selbst lernen. „Es hat natürlich nicht sofort geklappt“, gibt Ekaterina Schmidt zu. „Es dauerte eine Weile, bis ich gelernt hatte, den Ton vom Sand zu trennen. Durch Ausprobieren lernte ich, welche Tone geeignet sind und welche nicht. Manche Tone sind nicht fettig genug, andere enthalten zu viel Sand. Jetzt kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass mein Ton nicht schlechter ist als beispielsweise der französische Ton, mit dem ich in Ilias Werkstatt gearbeitet habe.“

Die angehende Töpferin gab sich damit nicht zufrieden und beschloss, sich anzusehen, wie in Usbekistan getöpfert wird. Dort lernte sie bei einheimischen Töpfern. Diese hießen sie herzlich willkommen und waren sehr daran interessiert, ihr ihr Wissen weiterzugeben. Laut Ekaterina Smidt sind die grundlegende Technologie und die Funktionsprinzipien gleich, die Unterschiede liegen jedoch im Ausführungsstil, der natürlich auf nationale Eigenheiten und den jeweiligen Lebensstil zurückzuführen ist.

Ekaterina Schmidt lernt die Töpferkunst in Usbekistan kennen

Ekaterina Schmidt lernt die Töpferkunst in Usbekistan kennen

Heute besitzt Ekaterina Schmidt ihre eigene kleine Werkstatt und hat sich sogar einen kleinen Brennofen angeschafft. Auf Rente genießt sie viel Zeit und stellt mit Genuss Tonprodukte her – Geschirr, Keramikfiguren und andere Geschenke zu den Festen. Sie gibt Führungen und Workshops für Schulkinder; einmal waren sogar Kindergartenkinder in der Werkstatt zu Besuch.

Auf die Frage, ob es in ihrer Familie Kunsthandwerker gab, antwortet Ekaterina: „Wir waren eine große Familie, und es gab immer viel zu tun und zu sorgen. Ich bin das zehnte von zwölf Kindern. Mein Vater war Tischler; er hatte, wie man so sagt, die richtigen Hände. Ansonsten blieb nicht viel Zeit für Kreativität. Meine Mutter spielte zwar gut Klavier und mein Vater Balalaika. Beide hatten nirgendwo gelernt, sie hatten einfach ein gutes Gehör für Musik. Erst nachdem ich in eine Wohnung gezogen bin, fand ich Zeit für das, was heute meine Leidenschaft ist. Die Kinder und Enkelkinder wohnen in anderen Städten, es gibt auch wenig Arbeit im Haus, also kann ich langsam etwas mit den Händen schaffen“, lacht Ekaterina Smidt.