Wenn Sie aus Tscheljabinsk oder Umgebung kommen, und kulturelle Veranstaltungen – Festivals, Konzerten, Bällen oder auch einfach eine Bar besuchen, können Sie die Musik des jungen, erfolgreichen Pianisten Eduard Wolfertz hören. Er tritt sowohl solo als auch als Teil des von ihm geleiteten Cover-Duetts „VICE Band“ auf. Mitte September feierte die Band ihr dreijähriges Jubiläum. Erfahren Sie mehr über Eduard, sein Werk und die „VICE Band“ in unserem Interview mit dem Pianisten.

- Eduard, erzählen Sie uns, wie alles begann: warum wollten Sie Musiker werden und warum wurden Sie eben Klavierspieler?

Mein Interesse an Musik entwickelte sich schon früh. Ich war etwa fünf Jahre alt, als ich auf der Bühne stehen wollte. Laut meinen Eltern wollte ich „singen, damit das Publikum mir applaudiert“. Mit sechs Jahren ging ich schließlich auf die Musikschule. Dort lernte ich Klavier spielen und mit der Zeit verblasste die Idee des Singens allmählich. Mein Musikstil änderte sich auch im Laufe der Jahre. Anfangs spielte ich die Musik von Johann Sebastian Bach und Ludwig van Beethoven – ich war akademischer Pianist. Dann, vor dem Studium, wollte ich etwas Neues ausprobieren und entwickelte mich in der Pop- und Jazz-Musik. Derzeit studiere ich am der Süduralischen Staatlichen Institut für Kunst namens P.-I.-Tschaikowsky.

- Haben Sie schon mal auf andere Musikinstrumente gespielt?

Ich spiele auch Schlagzeug und Bassgitarre. Ich finde es sehr wichtig, mehrere Instrumente zu beherrschen. Das Kennen und Spielen anderer Instrumente kann das Spiel und die Wahrnehmung von Musik stark verändern.

Eduard Wolfertz. Schlagzeug und Bassgitarre

Eduard Wolfertz. Schlagzeug und Bassgitarre

- Welche Musik spielen Sie?

Ich spiele ein breites Spektrum an Musik, von Klassik bis hin zu zeitgenössischem Jazz. Mein Repertoire variiert je nach verschiedenen Faktoren: Veranstaltungsort, Publikum und meinen persönlichen Vorlieben. Mich inspiriert Musik mit Bedeutung, wie zum Beispiel neoklassische Musik.

- Sie haben zuerst solo gespielt und dann eine Band gegründet. Wie kam es dazu?

Zunächst waren wir eine vollwertige sechsköpfige Band namens „VI Band“ – die römische Zahl für sechs. Die Band entstand ganz zufällig in meiner Garage. Wir wollten nur einen Auftritt machen und dann getrennte Wege gehen, aber jetzt spielen wir schon über drei Jahren zusammen.

Solokonzert der „VICE Band“ in der Kinderphilharmonie in Tscheljabinsk

Solokonzert der „VICE Band“ in der Kinderphilharmonie in Tscheljabinsk

- Die Band ist im September drei Jahre alt geworden. Drei ist ein kleines Alter, in dem man schon viel alleine erreichen kann, aber es gilt auch als „Krisenalter“. Wie läuft es mit der Band? Gab es Krisen oder Erfolge, von denen ihr berichten können?

Unser erster Gruppenauftritt war am 11. September 2021. Natürlich ist es viel einfacher, sich für einen einmaligen Auftritt zusammenzufinden. Eine Band zu leiten ist ziemlich anspruchsvoll. Man muss sich ständig erneuern und weiterentwickeln. Außerdem kamen, wie in jeder Musikgruppe, Musiker hinzu und gingen, es gab Streitigkeiten über das Repertoire und zwischenmenschliche Konflikte. Viele der ursprünglichen Musiker sind in andere Städte gezogen. Jetzt ist unsere Band im Wesentlichen ein Cover-Duett, bestehend aus mir am Klavier und Ekaterina Kowaltschuk am Gesang. Trotz der Schwierigkeiten, die wir bewältigen mussten, gibt es immer auch positive Momente. Unsere Gruppe, die „VICE Band“, gewann das Jugendfestival „Music Band 2022“ und gab ein Solokonzert in der Kinderphilharmonie in Tscheljabinsk. Wir hatten zahlreiche Auftritte und jeder war etwas Besonderes. Am unvergesslichsten war das Konzert 2023 am Jugendtag auf dem Kunstplatz. Eine große Gruppe von Coverbands, etwa fünfhundert Menschen, trat im Freien auf. Die Emotionen bei diesem Konzert waren natürlich viel intensiver als bei Auftritten in geschlossenen Räumen.

Preisverleihung für die „VICE Band“ beim Jugendfestival „Music Band 2022“

Preisverleihung für die „VICE Band“ beim Jugendfestival „Music Band 2022“

- Wo kann man eure Musik hören? Wo treffen Sie auf?

Mitschnitte unserer Auftritte sind in der Gruppe der Band im sozialen Netzwerk „VKontakte“ und auf meiner persönlichen Seite verfügbar. Dort veröffentliche ich auch regelmäßig Ankündigungen und Plakate für kommende Veranstaltungen mit mir. Derzeit trete ich hauptsächlich solo auf, aber natürlich gibt es Monate, wo vorwiegend die Band bestellt wird. Wir treten nicht nur in Tscheljabinsk auf, sondern auch in nahegelegenen Städten wie Jekaterinburg, Kurgan, Osjorsk, Kussa und andere.

- Auf Ihrer Seite in „VKontakte“ schreiben Sie, dass Sie offen für die Zusammenarbeit mit Orchestern und anderen Sängern sind. Haben Sie interessante Erfahrungen mit solchen Kooperationen gemacht?

Ich trat beim Festival „Ural Music Night 2024“ mit dem Originalprojekt von Iwan Luzhkow auf. Außerdem tourte ich mit ihm durch Moskau und St. Petersburg. Zuletzt spielte ich im August dieses Jahres mit dem Orchester „Rezonans makers“ bei der Abschlusszeremonie des internationalen Leichtathletikturniers „Königen des Sports 2025“ in Jekaterinburg. Es war eine sehr interessante Erfahrung.

- Spüren Sie einen Unterschied beim Spielen von Musikinstrumenten? Vielleicht haben Sie ein einzigartiges Erlebnis gehabt?

Ja, ein Instrument ist sehr wichtig. Ich hatte einmal die Gelegenheit, auf einem Klavier von C. M. Schröder aus dem 19. Jahrhundert zu spielen. Das war beim Weißen Ball der Zeitung „Komsomolskaja Prawda“. Es war ein Vergnügen zu spielen. Man spürt die Qualität – den Druck der Tasten, den Klang selbst, die Klangerzeugung. Ich würde sagen, ein Live-Auftritt, ein Live-Instrument, ist klanglich viel interessanter. Natürlich gibt es heutzutage Synthesizer, Digitalpianos und elektronische Musik im Allgemeinen, aber ein akustisches Klavier klingt anders. Nicht jeder Zuhörer und wahrscheinlich nicht einmal jeder Musiker wird es hören, aber der Unterschied ist wirklich enorm. Dieser Hammermechanismus, der die Saiten anschlägt, ist unbeschreiblich.

Eduard Wolfertz spielt ein Klavier von Pianofortefabrik C. M. Schröder beim Weißen Ball der Zeitung „Komsomolskaja Prawda“

Eduard Wolfertz spielt ein Klavier von Pianofortefabrik C. M. Schröder beim Weißen Ball der Zeitung „Komsomolskaja Prawda“

- Neben Ihren Auftritten geben Sie auch Unterricht. Wo genau – in einer Musikschule oder in Privatstunden? Gibt es heutzutage großes Interesse an Klavier?

Ich unterrichte an verschiedenen Orten, aber hauptsächlich privat. Man findet mich vorwiegend über soziale Medien. Ich unterrichte hauptsächlich Erwachsene, da die Kinder Klavierunterricht meistens in der Musikschule besuchen.

- Alle Ihre Tätigkeit ist auf eine oder andere Weise mit Musik verbunden – Auftritte und Unterricht. Machen Sie manchmal Pausen von der Musik? Gab es längere Phasen, in denen Sie das Instrument nicht angefasst haben?

Letzten Sommer war ich etwa einen Monat lang weg, ohne Telefon und natürlich ohne Zugang zu einem Klavier. Und tatsächlich war dieser musikalische Verzicht wahrscheinlich auch nötig, denn meine Musik ist jetzt viel interessanter geworden.

- Bitte teilen Sie uns Ihre kreativen Pläne für die Zukunft mit.

Mein unmittelbarstes Ziel ist es, ein Album mit meiner eigenen Klaviermusik aufzunehmen.

Auftritt des „VICE Band“-Duetts – Eduard Wolfertz und Ekaterina Kowaltschuk

Auftritt des „VICE Band“-Duetts – Eduard Wolfertz und Ekaterina Kowaltschuk

- Können Sie uns abschließend etwas über Ihre deutschen Wurzeln erzählen?

Leider habe ich keine detaillierten Informationen über meine Vorfahren; ich habe keine eingehenden Nachforschungen angestellt. Ich weiß nur, dass die Familie Wolfertz im 18. Jahrhundert von Deutschland nach Russland zog. Sie fertigten Klingen für hochrangige Beamte in der Stadt Slatoust. Ich selbst wurde in Tscheljabinsk geboren.

Wir danken Eduard für das interessante Gespräch und wünschen ihm und seiner Gruppe viel kreativen Erfolg und die Erfüllung der Pläne!